Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary
Modelling INdividual Decisions to Support The European Policies related to agriculture

Article Category

Article available in the following languages:

Intelligente Betriebsmodelle in der nachhaltigen Landwirtschaft

Mit der Modellierung realer Entscheidungen in landwirtschaftlichen Betrieben kann die EU dabei unterstützt werden, eine intelligentere Agrarpolitik zu entwickeln, die das Verhalten der Landwirtinnen und Landwirte mit den Klimazielen in Einklang bringt.

Die Bereitstellung gesunder Lebensmittel bei minimalen Auswirkungen auf die Umwelt erfordert eine effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen bei gleichzeitiger Anpassung an den Klimawandel. Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU(öffnet in neuem Fenster) muss weiterentwickelt werden, um die ökologische Nachhaltigkeit und den Klimaschutz zu berücksichtigen. Dazu müssen die Muster, die die Entscheidungskriterien der Landwirtinnen und Landwirte bestimmen, verstanden werden.

Modellierung auf Betriebsebene

Das Team des EU-finanzierten Projekts MIND STEP(öffnet in neuem Fenster), das voll und ganz auf die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ abgestimmt ist, hat sich zum Ziel gesetzt, fortgeschrittene Instrumente zur Integration von Daten auf Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe in die politische Analyse zu entwickeln. Das Gemeinschaftsunternehmen führte detaillierte bioökonomische, mathematische Programmierungs- und ökonometrische Optimierungsmodelle auf Betriebsebene ein. Diese Modelle stützen sich auf betriebsindividuelle Daten aus dem Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen der EU(öffnet in neuem Fenster), wobei die Kostenkomponenten bestimmten landwirtschaftlichen Tätigkeiten zugeordnet werden. Anhand der Kombination dieser Daten mit biophysikalischen Informationen hat das Projektteam die räumliche Zuordnung repräsentativer Betriebe optimiert und unter Einsatz von Fernerkundungs- und statistischen Daten Ertragskurven für Grünland entwickelt. Um die soziopsychologischen Aspekte zu erfassen, die die Entscheidungen der Landwirtinnen und Landwirte beeinflussen, führte das Team von MIND STEP Erhebungen durch, die auch Verhaltensfaktoren wie etwa Risikopräferenzen berücksichtigten. Ein innovatives Risikomodul wurde in das FarmDyn-Modell(öffnet in neuem Fenster) implementiert, das integrierte Bewertungen von Betriebsführungsmaßnahmen unter Unsicherheit zulässt. „Unsere Modelle spiegeln nun die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Landwirtinnen und Landwirte und ihre Reaktionen auf politische Maßnahmen besser wider und gestatten genauere Vorhersagen über die Auswirkungen politischer Maßnahmen auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe“, erklärt Projektleiter John Helming.

Umfassende politische Analyse

Angesichts der Komplexität landwirtschaftlicher Systeme wurden im Rahmen von MIND STEP bioökonomische Betriebsmodelle mit agentenbasierten Modellen, Modellen für den Agrarsektor und Modellen für die gesamte Wirtschaft kombiniert. Diese Integration ermöglicht einen Ansatz nach dem Bottom-up-Prinzip, der von den Entscheidungen einzelner Betriebe ausgeht und im Maßstab bis hin zu regionalen und nationalen Analysen erweitert wird. „Durch die Verknüpfung detaillierter Betriebsdaten mit umfassenderen Wirtschaftsmodellen können wir bewerten, wie sich politische Veränderungen nicht nur auf einzelne landwirtschaftliche Betriebe, sondern auf den gesamten Agrarsektor und die Wirtschaft auswirken“, erklärte Helming.

Empfehlungen zur Agrarpolitik

Die Forschungsarbeiten von MIND STEP haben mehrere wichtige Erkenntnissen ergeben, die Einfluss auf die zukünftige Gestaltung der Agrarpolitik nehmen könnten. Eine Schlüsselempfehlung ist die Einbeziehung von Entscheidungsfindungsmodellen auf Betriebsebene und von personenspezifischen Variablen wie Alter, Einkommen und Bildungsstand der Landwirtinnen und Landwirte in die von der EU genutzte Modellierung. Auf diese Weise lassen sich politische Maßnahmen ermitteln, die auf dem Papier wirksam sind und die von den Landwirtinnen und Landwirten eher in die Praxis übernommen werden. Eine weitere wichtige Erkenntnis besteht darin, dass aufgrund der inhärenten Heterogenität (bzw. der Unterschiede) zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben, insbesondere im Hinblick auf Risikobereitschaft, Effizienzwerte und Grenzvermeidungskosten, einheitliche Befehls- und Steuerungsstrategien, die auf Emissionsverringerung abzielen, möglicherweise nicht kosteneffizient sind. Stattdessen müssen marktorientierte Maßnahmen auf diese Vielfalt zugeschnitten werden, um bessere ökologische und wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen. Die Projektarbeit ergab außerdem, dass eine schrittweise Einführung von Emissionssteuern der wirksamste Weg wäre, um den Einsatz von Mineralstickstoff und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Diese Variante gibt den Landwirtinnen und Landwirten Zeit, sich anzupassen, Investitionen zu planen und Minderungsmaßnahmen zu übernehmen. Darüber hinaus birgt die Reinvestition der Einnahmen aus diesen Steuern in Technologien zur Emissionsminderung das Potenzial, die Emissionen des gesamten Sektors verringern zu können. „Insgesamt unterstreichen unsere Empfehlungen, wie wichtig es ist, einzelbetriebliche Daten und Modelle in die Gestaltung wirkungsvoller und zielgerichteter Landwirtschaftsstrategien einzubeziehen“, betont Helming. Aufbauend auf dem Erfolg von MIND STEP wird die Entwicklung von bioökonomischen Modellen auf Betriebsebene im Rahmen weiterer EU Horizont-Projekte wie etwa AgEnRes, BrightSpace, LAMASSUS und Act4CAP fortgesetzt. Ein wichtiger nächster Schritt ist die Weiterentwicklung eines Betriebsmodells, bei dem FarmDyn als Kernstück genutzt wird.

Schlüsselbegriffe

MIND STEP, Agrarpolitik, nachhaltige Landwirtschaft, intelligenter Agrarbetrieb, Modellierung auf Betriebsebene

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich