Europas Ansatz in der Polarforschung koordinieren
Gegenwärtig gibt es weniger Meereis in der Antarktis als jemals zuvor seit Beginn der Satellitenbeobachtung. Der Eisschild verliert an Masse, sodass der Meeresspiegel ansteigt und es zu atmosphärischen und ozeanischen Veränderungen kommt. In der Arktis haben die neuen Schifffahrtswege und der verstärkte Abbau von Rohstoffen Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften und indigene Völker.
Einheitliches europäisches Polarforschungsprogramm
EU-PolarNet 2(öffnet in neuem Fenster) wurde eingerichtet, um diese ökologischen und gesellschaftlichen Probleme in den Polargebieten durch Förderung der internationalen Zusammenarbeit besser anzugehen. Aufbauend auf seinem Vorgänger EU-PolarNet hat das Projekt dazu beigetragen, einen einheitlichen Ansatz für die Polarforschung zu fördern. Dazu wurde eine nachhaltige und inklusive Plattform entwickelt sowie faktenbasierte Beratung für Verantwortliche der Politik bereitgestellt. „In den vergangenen neun Jahren wurde im Rahmen dieser beiden Projekte erstmals ein einheitliches Europäisches Polarforschungsprogramm(öffnet in neuem Fenster) (European Polar Research Programme, EPRP) entwickelt“, sagt Nicole Biebow, Koordinatorin von EU-PolarNet 2 vom Alfred-Wegener-Institut(öffnet in neuem Fenster) in Deutschland. „Damit wurde der Grundstein für ein strategisches Rahmenwerk gelegt, das Forschungsprioritäten festlegt und sie mit wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bedürfnissen in Einklang bringt.“ In einem Weißbuch(öffnet in neuem Fenster) sind außerdem spezifische Empfehlungen zur beschleunigten Entwicklung eines nachhaltigen, vollständig integrierten Beobachtungssystems für das Polargebiet zur weiteren Optimierung der Forschungszusammenarbeit zusammengefasst.
Ressourcen der europäischen Polargemeinschaft
Ein wichtiges Vermächtnis bestand in der Entwicklung von Instrumenten zur Erleichterung der Forschungszusammenarbeit wie etwa der Katalysatorplattform(öffnet in neuem Fenster). Hier werden Informationen über die Ressourcen der europäischen Polargemeinschaft, Nachrichten, Veranstaltungen, Forschungsgruppen und Arbeitsplätze zusammengestellt. Kernfunktionen sind das Diskussionsforum und ein moderiertes Forum zu bestmöglichen Verfahren. Außerdem wurde ein Katalog(öffnet in neuem Fenster) mit großmaßstäblichen und nationalen Polarprogrammen sowie ein Verzeichnis der Finanzierungsmöglichkeiten für die europäische Polarforschung veröffentlicht. Es wurden transdisziplinäre Workshops mit lokalen Fischerei-, Rentierzucht- und Jagdgemeinschaften abgehalten, die konkrete politische Vorschläge ergaben. Diese Arbeit hat zum Beispiel dazu geführt, dass mehr Forschung über die Folgen der veränderten Verteilung polarer Arten gefordert wird, die sich erheblich auf die Nahrungsversorgung und die Lebensräume auswirken können. „All diese Aktivitäten haben den für politische Entscheidungen Verantwortlichen dabei geholfen, Zusammenhänge in den Veränderungen in der Polarregion herzustellen“, fügt Projektleiterin Anneli Strobel, ebenfalls vom Alfred-Wegener-Institut, hinzu. „Werden die Wissenschaft und die gesellschaftlichen Folgen der Veränderungen im Polargebiet mehr anerkannt, trägt das zu evidenzbasierter Entscheidungsfindung bei.“
Fachwissen für zukünftige Polarprojekte koordinieren
Das Erbe von EU-PolarNet 2, das 2024 endete, wird nun durch die Einrichtung eines europäischen Polar-Koordinationsbüros (European Polar Coordination Office, EPCO) fortgeführt, das vom europäischen Polar-Rat(öffnet in neuem Fenster) (European Polar Board) betreut wird. Diese Gremien werden die eingeführten Instrumente und Netzwerke in Gang halten, als Kontaktstelle fungieren und starke, kontinuierliche Beziehungen zwischen Forschenden und der Europäischen Kommission gewährleisten. „Das EPCO befindet sich derzeit in der Umsetzungsphase und wird auf der bereits bestehenden Zusammenarbeit aufbauen“, betont Biebow. „Das von uns gegründete Netzwerk erleichtert uns die Koordinierung unserer Aktivitäten und die Ermittlung von Finanzierungsgrammen erheblich. Wir wissen genau, an wen wir uns wenden müssen.“ Diese Zusammenarbeit trägt bereits Früchte. „Wir bringen unsere Koordinationsexpertise in eine große, von Europa angeführte Initiative mit der Bezeichnung Antarctica InSync(öffnet in neuem Fenster) ein, die darauf abzielt, die Forschung in der Antarktis und im Südlichen Ozean zu synchronisieren“, erklärt Biebow. „Dies ist eine riesige Kampagne, die erfordert, dass internationale Partner ihre Beobachtungen synchronisieren. Das Ziel besteht darin, sich ein Bild von diesem Klimasystem zu machen, bevor es verschwindet, um wirklich zu verstehen, was geschieht.“ Im Rahmen von EU-PolarNet 2 wurde Biebow auch bei einem aktuellen EU-finanzierten Projekt unterstützt, das von ihr koordiniert wird: POLARIN. „Das Netzwerk war mir eine gewaltige Hilfe bei der Vorbereitung, da es mich an die richtigen Ansprechpartner verwies“, fügt sie hinzu. „Hier geht es vor allem um Koordination und Zusammenarbeit.“
Schlüsselbegriffe
EU-PolarNet 2, Polar, Eis, Klima, Veränderungen im Ozean, Veränderungen im Polargebiet, indigene Völker, Antarktis, Arktis, Forschung